Der Druck der Zeitung findet am späten Abend und in der Nacht statt. Trotzdem ist das Druckzentrum auch am Tag nicht verwaist. Wie sind Sie organisiert, um einen reibungslosen Druckprozess ermöglichen zu können? Wie viele Mitarbeiter arbeiten zu welchen Zeiten? Welche Aufgaben fallen zu den unterschiedlichen Tageszeiten an?

Müller: In der sogenannten Tagesproduktion werden die sogenannten Vorprodukte, wie z.B. das Tagesmagazin oder Stadtteilseiten gefertigt, die später in der Nacht in den aktuellen Stadt-Anzeiger zusammen mit Prospekten eingelegt werden. Darüber produziert das Druckzentrum weitere Produkte wie Anzeigenblätter (z.B. Kölner Wochenspiegel) und Fremdaufträge (z.B. Prospekt-Beilagen) die in der Tagesproduktion gefertigt werden, um die Druckmaschinen auszulasten.
All diese Produktionen müssen geplant und vorbereitet werden. Hierfür sind Mitarbeiter in der Arbeitsvorbereitung und Personalplanung tätig. Auch der stete Nachschub an Papier und Farbe wird tagsüber angeliefert und für die nächtliche Produktion vorbereitet. Wartungs- und Reparaturarbeiten werden vornehmlich in produktionsfreier Zeit am Tag von den Mitarbeitern der Wartung und Betriebstechnik erledigt.
Die Anzahl der eingesetzten Mitarbeiter hängt auch stark von den Produktionen ab und ist somit tagesaktuell. In einer normalen Hauptproduktion sind nachts knapp 50 Mitarbeiter im Druckzentrum tätig. Diese Zahl erhöht sich, sobald Prospektbeilagen hinzukommen, die manuell angelegt werden müssen, entsprechend der Anzahl der Prospekte.

Auch wenn der Produktionsprozess einer stetigen Qualitätsüberprüfung unterliegt, kann es immer mal wieder zu Problemen kommen. Was sind die größten Probleme oder Schwierigkeiten, die auftreten können und was tun Sie, um diese abzustellen.

Müller: Einige der größten Probleme im Druckprozess resultieren aus dem Zusammenspiel von Papier, Wasser und Farbe. Das für den Zeitungsdruck verwendete Papier besteht zu 100 % aus Altpapier, was sich auf die Reißfestigkeit auswirkt und Qualitätsschwankungen mit sich bringt. In der Folge kommt es zu Bahnrissen, die normalerweise direkte Verzögerungen bedeuten, sowie Abrieb/Papierstaub, der das Druckbild negativ beeinflusst.
Das Zusammenspiel von Wasser und Farbe im Offsetdruck muss permanent kontrolliert und korrigiert werden. Selbst kleine Schwankungen können bereits ein nicht mehr vertretbares Druckergebnis zur Folge haben. Zwar kann der Drucker fehlerhafte Exemplare unmittelbar ausschleusen, durch die hohe Produktionsgeschwindigkeit kann es in Einzelfällen leider trotzdem vorkommen, dass „schlechte“ Exemplare zum Kunden gelangen.
Auch in der Weiterverarbeitung nach dem Druck kann die Papierqualität für Probleme sorgen. Instabile dünne Produkte lassen sich schlecht maschinell verarbeiten, was für den Kunden insbesondere durch Fehlbelegungen (einzelne Zeitungsbestandteile fehlen) spürbar sein kann. Wir sind in stetigem Austausch mit unseren Farb- und Papier-Lieferanten und testen neue Materialien, um diesen Problemen begegnen zu können.

Welche Schritte erfolgen, nachdem der Redakteur eine Zeitung zum Druck freigegeben hat?

Müller: Sobald eine Seite von der Redaktion freigegeben wurde, werden über die Vorstufen-Systeme digitale Druckplatten erstellt, die in die Plattenherstellung des Druckzentrums übertragen werden. Eine Seite besteht immer aus vier Druckplatten, den Grundfarben des Offset-Drucks: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz.  Diese digitalen Druckplatten werden dann mit Hilfe von Laser-Belichtern auf beschichtete Aluminium-Druckplatten belichtet. Das passiert alles weitgehend automatisch. Die Druckplatten werden danach manuell vom Drucker an die korrekte Position auf den Druckzylindern der Rotationsmaschine eingespannt („geschlossen“). Sobald alle benötigten Druckplatten „geschlossen“ sind, kann der Druckprozess beginnen.
Die Zeitung gelangt fertig geschnitten und gefalzt aus der Druckmaschine über ein Transportband in die Weiterverarbeitung. Hier werden noch die Vorprodukte und Prospektbeilagen maschinell eingesteckt.
Die fertig komplettierten Zeitungen werden in Paketen zusammengepackt und mit Adress-Auflegern versehen in einer vorgesehenen Reihenfolge an den Vertrieb übergeben, der sie dann an fest definierten Ablagestellen für die Zusteller bereitstellt.